Kennt Ihr schon das Familienhaus?

Ich habe dieses mal von einer Kursleiterin von „Starke Eltern, Starke Kinder“ gesehen und mir so meine Gedanken dazu gemacht. Solange wir als Paar unterwegs sind und noch keine Kinder haben, existieren die oberen 3 Zimmer des Hauses. Das persönliche Zimmer der Frau, das des Mannes und ein Paar-Zimmer, in welchem Gemeinsames statt findet. Sobald das Paar ein Kind bekommt, kommen gleich 3 neue Zimmer dazu: Das Eltern-Zimmer, ein Gemeinschafts-Zimmer und ein persönliches Zimmer vom Kind. Wenn Ihr mich fragt, eine sehr grosse Veränderung. All diese 3 Zimmer dürfen neu möbliert und eingerichtet werden.

Im Eltern-Zimmer entsteht ganz neuer Gesprächsstoff und das Paar lernt sich auf einer bisher noch unbekannten Ebene neu kennen. Dass dies nicht immer nur harmonisch abläuft, sondern auch viele Diskussionen und Reibungsfläche verursacht, können wir uns gut vorstellen. Was hat mein Partner für einen Erziehungsstil? Komme ich damit klar? Darf ich meine Meinung im Affekt dazu sagen oder soll ich mich raus halten? Wieviel Verantwortung mag der Partner übernehmen und wieviel kann ich ihm lassen? etc.

Im Gemeinschafts-Zimmer dürfen neue Aktivitäten geplant und durchgeführt werden. Auch diese wollen überlegt und diskutiert sein. Hier dürfen auch alle mitreden und gemeinsam dürfen Lösungen und Möglichkeiten gefunden werden. Hier findet ein spannendes Trainingsfeld für die ganze Familie statt. Finden alle Vorstellungen, wie die gemeinsame Zeit gestaltet wird einen Platz? Wieviel Platz bekommen wessen Vorstellungen? Wird ein Konsens gefunden? Wieviel dürfen die Kinder mitgestalten?

Im Zimmer des Kindes sind wir Eltern meines Erachtens nur zu Gast. Es soll und darf altersentsprechend mitentscheiden, was seine Bedürfnisse sind und wie es dieses Zimmer gestalten möchte. Selbstverständlich dürfen und sollen wir es begleiten und unterstützen. Ebenfalls finde ich es wichtig, dass persönliche Themen, die nur 1 Kind betreffen, hier im persönlichen Zimmer des Kindes besprochen werden. Diese haben im Gemeinschaftszimmer nichts zu suchen.

Manchmal sind wir erstaunt darüber, dass sowenig Zeit für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse oder auch für die eigene Arbeit vorhanden ist. Erstaunt uns das, wenn wir einen Blick darauf werfen, wie viele Zimmer bei der Geburt unserer Kinder dazu gekommen sind? Und diese benötigen alle unsere Zeit und unsere Ressourcen? Ich persönlich finde es sehr verständlich, warum Frau, wie auch Mann öfters das Gefühl haben, dass ihre persönlichen oder auch ihre gemeinsamen Bedürfnisse zu kurz kommen. Vielleicht haben unsere Kinder manchmal das gleiche Gefühl? Spannend, dann sitzen alle im selben Boot.

Was wir uns fragen können:

  • Wieviel Zeit bekommt welches Zimmer in meinem persönlichen Familienhaus?
  • Sind alle Zimmer bewohnt und gepflegt?
  • Sollten wir ein Zimmer mal renovieren?
  • Ist ein Zimmer überdimensional gross?

Vielleicht helfen diese Fragen, um Verständnis aufzubringen, warum wir manchmal das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Vielleicht hilft es auch zu verstehen, warum andere manchmal das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Vielleicht hilft es zu erkennen, welche Zimmer so schön ausgestattet sind und uns Freude bereiten. Und vielleicht hilft es uns den Mut zu haben, Zuhause anzusprechen, dass ein Zimmer in meinem Haus vergrössert werden sollte oder neue Möbel braucht.

Und wenn das Familienhaus des Partners ganz anders aussieht, dann hilft es vielleicht, dass wir „mit den Augen des Anderen sehen, mit den Ohren des anderen hören, mit dem Herzen des anderen fühlen können und dabei nicht vergessen, dass wir selber sind“ (Zitat Alfred Adler).