Eigene Erwartungen – wenn Deko zum Stress wird
Ostern steht vor der Türe und da sind sie wieder, meine alt bekannten Themen. Ich liebe diese Traditionen, liebe Dekorationen und Geschenke dafür. Und doch, bergen sie so einiges an inneren Konflikten für mich. Da steht der Wunsch nach Dekoration, am liebsten selbst ausgeblasene Eier für den Osterbaum, am liebsten selbst gefärbte Eier für das Osternest. All diese Basteldinge wurden mir aber überhaupt nicht in die Wiege gelegt. Ich habe nicht hundert Ideen, was man anstellen könnte und wie man das tun könnte. Ich liebe es, wenn die Dinge schön sind, aber mir fehlt das Talent, diese Dinge auch selbst schön hin zu kriegen. Und dann versuche ich es trotzdem, weil irgendwo in mir der Wunsch ist, das gemeinsam mit meinen Kindern zu tun. Weil irgendwo in mir der Anspruch ist, dass ich als gute Mutter mit meinen Kindern gemeinsam Eier färbe, male und dekoriere. Da befällt mich schon ein leichter Stress wenn die Planung, das Wie in meinem Kopf am entstehen ist. Dann finde ich es anstrengend, die nötigen Dinge dazu zu organisieren, das kommt ja alles einfach auf den normalen Alltag mit Kindern und Arbeiten oben drauf. Und wenn es dann um die Umsetzung geht, dann beginnt das Fiasko. Ich bin schon mit mir beschäftigt, wie ich das jetzt hinkriege. Und da sollte ich aber eigentlich die Kinder auch noch begleiten. Ihnen Freude und Spass an der Sache vermitteln, denn das sollte ja Freude und Spass machen, das wäre der eigentliche Sinn der Sache. Statt dessen ist es für mich ein purer Konzentrationsakt, ein Akt des Zusammenreissens. Ein Akt des Loslassens, dass die Kinder es so machen dürfen, wie sie es möchten und können, wie es ihrem Entwicklungsstand entspricht. Dass es nicht auf das Resultat, sondern auf ihre Freude ankommt. Akzeptieren, dass es mir selbst nicht so gelingt, wie ich es gerne hätte. Den Frust aushalten, dass ich beim Basteln gerne an meiner eigenen beschränkten Fähigkeit scheitere. Denn eigentlich mag ich es, wenn ich gut bin, in den Dingen, die ich tue.
Und dann sehe ich auch überall diese perfekten Deko-Mütter. Im Facebook, in der Migros-Zeitung und in anderen Medien. Überall wo ich hinsehe, sehe ich glückliche Mütter und Kinder, in Harmonie und gemeinsam mit Spass und Freude am „Österlen“. Und natürlich sehen all diese Eier wunderschön und perfekt aus. Vielleicht sogar noch mit Naturmaterialien gemacht, der Umwelt zuliebe. Ich mag denen allen das gönnen, aber ich will das auch können! Gibt es denn nur solche Mütter oder gibt es auch andere Mütter wie mich, für die Osterdeko und Weihnachtsgeschenke immer wieder im Fiasko und Stress enden?
Ich frage mich: Wieso mache ich es jedes Jahr wieder? Wieso habe ich nicht den Mut, das ganze selbstgemachte Deko-Zeugs einfach sein zu lassen? Für wen tue ich das Ganze? Weil ich sonst keine gute Mutter bin? Tue ich es wirklich aus einem inneren Wunsch heraus oder viel mehr weil ich irgend jemandem gefallen möchte? Wem denn?
Jeder von uns hat solche Themen im Alltag. Es muss nicht die selbstgemachte Deko sein. Es kann auch sein, dass man nicht gerne kocht, es aber tut, weil eine innere Stimme das von uns erwartet. Oder dass wir Sport machen, obwohl es uns eigentlich nichts sagt. Dass wir selber Kuchen backen zu Geburtstagen oder Treffen, obwohl wir backen gar nicht toll finden. Dass wir den Kindern Lieder vorsingen, obwohl wir nicht gerne singen. Dass wir Bücher erzählen, obwohl uns das Bücher erzählen nichts sagt. WIESO tun wir all diese Dinge? Für wen? Für was? Und vor allem: Zu welchem Preis? Zum Preis, dass wir dann gestresst sind, innerlich aus der Beziehung mit unseren Kindern und vielleicht sogar mit uns selbst gehen, weil wir nicht in unserer Mitte sind? Zum Preis, dass wir traurig, aggressiv, müde, gereizt oder verspannt werden?
Was braucht es statt dessen, damit wir uns selbst treu sein dürfen? Uns ernst nehmen und nicht versuchen, irgendwelchen Konventionen zu entsprechen, die wir selbst in unseren Kopf gesetzt haben? Wir sind doch alle gut wie wir sind. Jeder Mensch hat andere Qualitäten und wir sollten auf diese setzen.
Ich schaue mir jetzt die nächsten Tage die vielen wunderschönen selbst gemachten Ostereier von anderen Menschen an und werde mich für sie freuen, dass die das alle so gut können. Und fürs nächste Jahr, lege ich mir eine neue Strategie zurecht. Vielleicht ein Eierfärben gemeinsam mit versierten Freundinnen und deren Kindern?
Herzliche Ostergrüsse
Céline
hihi – das ist aber ein cooles Foto von dir!