Ist die Schule doch modern?

Liebe Leser

Seit einiger Zeit bin ich vermehrt im Internet am Artikel lesen, rund um die Themen Erziehung, Eltern, Schule etc. Dabei stelle ich fest, dass öfters eine ziemlich grosse Mobilmachung GEGEN unsere Schulen gemacht wird. Dies nicht nur von Eltern, nein, auch viele renommierte Fachkräfte äussern sich vermehrt gegen unser Schulsystem.

Ich lese Aussagen wie:

  • Die Schule unterrichtet noch wie Anno dazumal. Es herrschen Frontalunterricht und keine Entwicklung
  • Den Kindern wird viel zu viel Druck gemacht
  • Das Kind wird nicht dort abgeholt, wo es steht
  • Das Kind wird in ein Schema gepresst und hat der Norm zu entsprechen
  • Die Eltern müssen die Hausaufgaben für die Kinder übernehmen, weil diese zu schwierig sind oder in der Schule nicht richtig erklärt werden

Nun, meine Kinder sind noch zu klein, damit ich das beurteilen kann.

Meine grössere Tochter ist jetzt gerade mal im zweiten Kindergartenjahr. Von diesem, welcher ja auch zum Schulsystem gehört, bekomme ich mit, dass sie sehr gerne hin geht. Dass sie ganz viel gemeinsames Spielen und auch Konfliktbewältigung mit ihren Kindsgi-Freunden üben darf. Dass sie tolle Bastel- und Maltechniken ausprobieren kann, neue Lieder lernt, viel über Tiere erfährt und sie sich auch schon mit Buchstaben und Zahlen auseinander setzen. Dass die Kinder von Zeit zu Zeit für eine Woche die Chefrolle übernehmen dürfen und sich in Verantwortung übernehmen üben können. Dass sie am Ende der Chefrolle eine Ermutigungsdusche von ihren Freunden geniessen dürfen. Dass ihre Kindsgi-Lehrerin klare Anweisungen gibt und konsequent handelt, sie dabei freundlich und dem Kind wohl gesinnt ist. Auch erlebe ich, dass meine Tochter mit gewissen Situationen oder Kindern im Kindergarten gefordert und manchmal überfordert ist. Hier braucht sie neben der Kindsgi-Lehrerin vorallem mich und ihren Vater. Wir hören zu und lassen Raum für alle Emotionen, was für sie schon mal das Wichtigste ist. Und ab dürfen wir ihr auch eine Idee oder einen Tipp geben, den sie dann ausprobieren kann. Meine ersten Vorschulerfahrungen sind also äusserst positiv.

Und nun durfte ich gestern den Info-Elternabend für die Schule besuchen. Was ich dort gehört habe, entspricht alles überhaupt gar nicht den vielen negativen Aussagen, welche ich so oft in den Berichten und Artikeln lese.

Viel mehr bekam ich das folgende Bild vermittelt:

  • In der 1.-3. Klasse wird viel Raum für Individualität geschaffen. Das Kind sucht sich oft selbst aus, an was es arbeiten und sich vertiefen möchte (meiner Einschätzung nach sehr Montessori ähnlich).
  • Die Eltern wurden dazu aufgerufen, dem Kind ja nicht mit der Schule zu drohen, damit es nicht Angst davor bekommt. Sondern das Kind zu ermutigen, dass die Schule eine tolle Sache ist. Dass es die Schule gut schaffen kann.
  • Noten werden abgelöst durch detaillierte Beurteilungen, was das Kind schon kann und wo es noch üben darf.
  • Integration wird gross geschrieben. Alle sind in einer Klasse. Altersdurchmischt über 3 Jahre und auch Kinder, welche spezielle Unterstützung benötigen. Alle werden integriert, alle dürfen zugehörig sein.
  • Die Hausaufgaben dienen zur Lernkontrolle und sind ganz klar die Aufgabe der Kinder. Klar, dürfen und sollen Eltern die Kinder unterstützen. Aber die Kinder sollen diese Selbständig machen können. Und wenn sie das regelmässig nicht schaffen, ist es wichtig, dass die Lehrperson davon Kenntnis nimmt. Dies kann sie aber nicht, wenn quasi die Eltern die Aufgaben für ihre Kinder übernehmen.

Ob das alles so stimmt und gemacht wird oder ob die Schule einfach nur so auftritt, das kann ich noch nicht beurteilen. Und mir ist auch bewusst, dass es schlussendlich mit den einzelnen Lehrern/innen steht oder fällt.

Warum ich das alles schreibe?

Weil ich es total ungerecht finde, dass mir in den letzten 2 Jahren kein einziger positiver Artikel über die Schule in die Hände gefallen ist. Ständig nur Propaganda GEGEN die Schule. Und was ich gestern gehört und gesehen habe, spiegelte mir ein komplett anderes Bild wieder, als das, was ich in diesen Artikeln gelesen habe. Mir wurde eine moderne Schule mit neuen und stark veränderten Ansätzen gezeigt. Eine Schule, die komplett überarbeitet wurde und nichts mehr mit der Schule zu tun hat, wie ich sie von meiner Kindheit her kenne.

Also ich freue mich darauf, dass mein Kind auf diese Schule gehen darf! Und ich wünsche mir, dass auch andere Eltern sich positiv darauf einstellen können. Und dies soll jetzt einfach mal ein anderer Artikel sein. Ein Artikel, der seine positive Einstellung zu unserer Schule weiter gibt anstatt über sie herzuziehen. Denn wir ernten, was wir sähen. Und ich freue mich über motivierte Lehrer/innen und eine begeisterungsfähige Schule. Und mit Vorwürfen und dem Fokus auf allem Negativem und dem, was nicht funktioniert, erreichen wir das sicher nicht!

Ihr findet, dass Eure Schule aber ganz anders ist und wirklich ganz viel schlecht macht? Schade. Wie wärs, wenn Ihr aber auch dieser Schule einfach mal sagt, was funktioniert? Was Ihr toll findet? Was Euer Kind daran mag und lässig findet? Das wäre doch mal ein anderer Ansatz. Es ist doch immer wieder spannend, wenn Eltern davon sprechen, dass die Schule den Fokus NUR auf den Defiziten haben. Und sie mit der Schule? Worauf haben diese Eltern den Fokus? Oder es ist auch spannend, wenn Fachpersonen die Gleichwertigkeit propagieren, gleichzeitig aber neue Dogmas aufstellen wie z.B. „nur das Familienbett ist richtig“, oder „alle die impfen schädigen ihr Kind“, oder „die Schule ist schlecht“ und somit mit dem Finger auf Andere zeigen. Habe ich da etwas nicht verstanden mit der Gleichwertigkeit oder ist hier vielleicht etwas nicht ganz authentisch oder gilt nur für die eigenen Familienkreise? Aber nun schweife ich ab, excüsi…

Ist es nicht viel eher so, dass die Schule einfach einen schweren Stand hat, weil sie so viel Zeit mit Eltern’s Kindern verbringt? Weil Erziehungsstile, Werte und Ansichten aufeinander prallen? Weil ein riesiger Prozess des Loslassens von Eltern und Kind drin steckt? Weil vieles so ganz anders und ungewohnt ist als Zuhause? Weil sich Eltern nur das Beste für ihr Kind wünschen und ihm gerne alle Steine aus dem Weg räumen möchten? Zuerst ist da der Konflikt mit den Schwiegereltern, dem Ehepartner/in oder der Kita, wenn Werte aufeinander prallen und Eltern die Kontrolle für ihr Kind loslassen dürfen. Später wird der Konflikt dann auf die Schule übertragen?

Oder ist die Schule wirklich überholungsbedürftig und stehen geblieben an vielen Orten? Stimmen die Werte mit der heutigen Zeit nicht überein und müssen sie überarbeitet werden? Dann lohnt es sich natürlich, etwas in Bewegung zu bringen, das einige Jahr still gestanden ist. Bewegung ist immer gut.

Ich für meinen Teil habe im Moment entschieden, dass ich unserer Dorfschule mein Vertrauen schenke. Dass ich den Fokus auf die positiven Dinge lege und sehe, was alles gut ist und was die Lehrperson toll macht. Und da sehe ich jede Menge Gutes. Und, ich gebe die Kontrolle ab und lasse los, zumindest für die Schulzeit und den Schulweg. Ich bin dafür aber auch nicht bereit, Kämpfe zu Hause auszufechten, welche in die Schule gehören. Was nicht heisst, dass ich nicht unterstützend da bin, zuhöre, ausgleiche und mithelfe um Lösungen zu finden.

Herzliche Grüsse

Céline

Ps: Und solltet Ihr anderer Meinung wie ich sein, und dieser Artikel triggert Euch gerade heftig, dann bleibt bitte respektvoll! Respektvolle Diskussionen machen Spass und sind bereichernd. Anschuldigungen und Verurteilungen braucht die Welt nicht.

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