Kein Thema ums Essen

Essen – ein schwieriges Thema?

  • Du machst Dir Sorgen, dass Dein Kind zu ungesund isst?
  • Dein Kind ist so heikel?
  • Dein Kind sollte mehr oder weniger Essen?
  • Ihr diskutiert immer wieder rund ums Thema Essen und es führt auch mal zu Tränen oder Machtkämpfen?

Es gäbe hundert Dinge, die ich rund um das Thema Essen schreiben könnte. Ich möchte Dir hier ein paar wenige Wissens- und Erfahrungs-Inputs weitergeben, welche bestimmt auch Deine Essenszonen entspannen können.

Ich bestimme das Angebot

Für mich besteht folgende Regel zu Hause. Das Essensangebot bestimme ich. Das heisst, ich entscheide meistens, was auf den Tisch kommt zu den Hauptmahlzeiten. Dafür schaue ich, dass die Lebensmittelauswahl ausgewogen ist. Ich weiss auch, wann ich mehr Zeit zum Kochen zur Verfügung habe und wann es auch mal schneller gehen darf, da mir keine grossen Koch- und Vorbereitungszeiten zur Verfügung stehen. Wenn wir uns den demokratischen Rahmen anschauen, dann ist das Angebot, die Auswahl an Essen im äusseren Rahmen angesiedelt. Mehr dazu liest Du hier. Beim Angebot schaue ich immer, dass es mind. 2-3 verschiedene Dinge zur Auswahl gibt.

Das Kind entscheidet was es isst!

Damit kommen wir schon zum nächsten Punkt. Die Kinder dürfen nun selbst entscheiden, was sie vom Angebot auf dem Tisch essen. Sie dürfen alles probieren, ich biete es ihnen einmal an. Wenn sie nicht möchten, dann respektiere ich das. Es gibt bei mir keinen Zwang, irgend etwas zu probieren. Wenn ich an einem Tag mehr als 3 Gemüsesorten auf dem Tisch habe, dann bitte ich sie, dass sie sich von einem Gemüse davon bedienen. Heute waren das z.B. gekochte Karotten, gekochte Peperoni und rohe Gurken. Ich hatte 4 Kinder am Tisch (meine zwei Kinder und noch zwei Gäste) und jedes Kind hat sich von einem Gemüse bedient. Schaltet hier ein Kind auf „NEIN“, dann bohre ich nicht weiter nach. Nein, ist Nein, beim Essen soll es für mich keinen Zwang geben.

Wofür das gut ist?

Wie gesagt, entscheide ich das Angebot, also was auf den Tisch kommt. Das gibt mir die Möglichkeit das Angebot zu regulieren und zu schauen, dass ausgewogen gegessen wird. Isst eines meiner Kinder während 2 Tagen ausschliesslich Kohlenhydrate, gibt es einfach mal eine Mahlzeit ohne Kohlenhydrate und damit werden dann die Eiweiss und Balaststoff Speicher auch wieder einmal aufgefüllt. Dadurch, dass es keinen Zwang, keine Diskussionen gibt und das Kind seine Wahl frei entscheiden kann, darf es autonom sein. Es entscheidet selbst, was in seinem Bauch landet, was es davon gerade möchte. Dadurch werden so gut wie ALLE Machtkämpfe auf ein Null reduziert. Denn es gibt nichts zu streiten und auch nichts zu diskutieren. (Mehr zum Thema Wahlmöglichkeiten findest Du hier.)

Wieviel ist genug? Wann ist es Zuwenig?

Da spreche ich so gut wie gar nicht hinein. Das Kind darf selbst spüren, wann es genug hat und wann es noch Hunger hat. Ich selbst habe auch Tage, da esse ich viel und Tage, da esse ich weniger. Ich verlasse mich darauf, dass kein Kind verhungern möchte und wenn ich es aushalten kann, dass es auch mal mehrere Mahlzeiten kaum etwas isst, dass es dann irgendwann von Alleine seine Körperspeicher wieder auffüllt. Ich stelle fest, dass, wenn ich es schaffe, daraus NIE ein Thema zu machen, meine Chancen steigen, dass daraus nie ein Thema wird. Wenn ein Kind Zuviel isst, dann hat es danach vielleicht Bauchschmerzen oder ein Völlegefühl. Darüber können wir nach dem Essen sprechen und den Grund dafür gemeinsam herausfinden, wenn es sich bei mir beklagt. Somit hat das Kind die Erfahrung gemacht, dass Zuviel Essen zu Bauchschmerzen, Völlegefühl oder Trägheit führt. Toll, denn die Erfahrung ist die unterste Stufe des Lernbergs und diese dürfen und sollen wir mit unseren Erklärungen NICHT überspringen (Ganz tolles Video zum Lernberg gibt es von Vera F. Birkenbihl: https://www.youtube.com/watch?v=bJ0OFOWx4uI ab Minute 10.30 – 27igste Minute).

Ausnahme

Bei uns dürfen die Kinder immer wieder auch Essenswünsche anbringen. Oftmals frage ich z.B. vor dem Einkaufen: Hast Du diese Woche einen Essenswunsch? Und diesen Essenswunsch plane ich dann einmal in der kommenden Woche ein. Somit werden ihre Wünsche auch respektiert und spezielle Gelüste finden ihren Platz. Und auch hier, sie werden gesehen, respektiert und sie dürfen mitsprechen. Das schätzen die Kinder sehr und ist für mich auch eine Bedingung einer gleichwertigen Beziehung.

Süssigkeiten

Ich lese immer wieder von einigen Ratgebern, die sagen, dass die Kinder selber ganz gut entscheiden können, wie viele Süssigkeiten sie benötigen. Das heisst, sofern man ihnen die komplette Freiheit und Entscheidungskompetenz dafür überlässt. Das kann sein. Für mich geht das nicht, ich möchte die Süssigkeiten regulieren. Auch dieses Thema gehört für mich in den äusseren Rahmen, das sind meine Regeln aufgrund von Wertvorstellungen, die mir wichtig sind. Danach hat das Kind aber wieder die Wahl. Es darf z.B. entscheiden, ob es die Süssigkeit als Dessert nach dem Mittagessen oder zum Zvieri möchte. Es darf aus einer Box 3-4 Dinge aussuchen, darin befinden sich bei uns Schokolade, Bonbons, Kaugummis, z.T. Lutscher, Kekse oder Anderes. Gummisachen befinden sich bei uns nicht darin, dies, weil wir Gummisachen aufgrund persönlicher Einstellungen möglichst vermeiden möchten. Auch haben sie z.B. die Wahl, ob sie noch ein 2. Glas Sirup (auch eine Süssigkeit) zum Mittagessen wünschen oder lieber das Dessert nach dem Mittagessen. So bestimme ich auch wieder die Menge, jedoch das Kind hat die Wahl was und wann, wodurch es mitbestimmen kann und ein Stück weit autonom sein darf.

Wenn das Kind gar nichts mag

Wenn eines meiner Kinder meint, dass es von der Auswahl am Tisch gar nichts mag, dann darf es sich selbständig Brot oder Toastbrot holen (was gerade da ist). Dort gibt es dann aber nichts drauf, das Brot dient quasi einfach der Alternative zum Tischangebot. Das scheint nicht sehr attraktiv als Alternative zu sein, denn das kommt bei uns sehr selten vor.

Wenn das Kind Zuwenig isst

Bei uns gibt es das Essen tatsächlich ausschliesslich zu den Mahlzeiten. Hat ein Kind Zuwenig gegessen, z.B. weil es Zuviel sprechen musste, das Essen nicht so toll fand, keine Lust hatte oder was auch immer, dann gibt es trotzdem erst wieder etwas zur nächsten Mahlzeit. Da wir in der Schweiz ja Znüni und Zvieri haben, sind das nie wirklich lange Phasen. Und doch weiss ich, dass sich diese 2 Stunden mit einem quengelnden Kind bis zur nächsten Mahlzeit endlos hinziehen können. Trotzdem bin ich jeweils dabei geblieben. Es ist mir einfach wichtig, dass es in die Gewohnheit übergeht, dass wir zu den Mahlzeiten essen und dort auch den nötigen Appetit mitbringen. Wenn das Kind dann hungrig oder nörgelig ist, dann gilt es für mich, das Kind darin zu sehen, zu spiegeln, anzunehmen und es zu trösten. Auch, dem Kind Mut zuzusprechen, dass es das schafft, bis zum nächsten Essen zu warten. Das ist nicht immer einfach, ich weiss. Und, das kannst Du auch nur machen, wenn Du innerlich davon überzeugt bist. Wenn Du nicht davon überzeugt bist, dann lass das lieber sein, denn dann fühlt es sich innerlich für Dich nicht gut an und Du sollst authentisch sein, nur dann funktioniert was Du vorhast!

Essen getrennt auftischen

Wusstest Du, dass es Kinder gar nicht mögen, wenn das Essen durcheinander ist? Kinder mögen es, wenn alles einzeln auf dem Tisch steht. Schon eine Sauce, die über dem Essen ist, kann dazu führen, dass sie es nicht essen möchten. Ich schaue also sehr darauf, dass möglichst alles einzeln auf den Tisch kommt. Das Gemüse, die Beilage, das Fleisch, der Fisch, die Sauce – alles einzeln in Schlüsselchen oder Pfännchen. So kann sich das Kind das Essen genau so zusammenstellen, wie es für es stimmt.

Kein Gemüse oder Früchte – versuch kreativ zu sein

Vieles wird auch probiert oder akzeptiert, wenn es in einer anderen Form daher kommt. Es gibt z.B. eine Zeit, da finden viele Kinder das meiste gekochte Gemüse nicht lecker. Kommt es dann jedoch in Form einer Suppe daher, lieben sie dieses Gemüse auf einmal. Oder die meisten Kinder mögen das Gemüse roh, in Form von Gemüse-Sticks zugeschnitten. Dann wird es oftmals förmlich verschlungen und sie streiten sich noch fast darum. Auch können Gemüse wunderbar in Saucen eingearbeitet werden, ohne dass es gross drauf an kommt. Die Früchte kann man auch super gut mal als Smoothie mixen. Ein Milchschake mit Milch und Früchten (ohne Glacé) finden sie auch oft fantastisch. Oder warum nicht ein Joghurt mit Beeren, Nüssen, Honig und Co aufpeppen? Es gibt so viele Ideen, kochen ist nicht meine Spezialität, dafür gibt es sicher andere Quellen der Inspiration.

Ausgeprägte Sinne

Es gibt Kinder, die haben einen sehr ausgeprägten Geschmacks- oder Geruchssinn. Speziell die hochsensiblen Kinder gehören hier dazu. Diesen Kindern ist es möglich, ein ungeliebtes Gewürz oder eine ungeliebte Zutat aus allen Speisen heraus zu schmecken oder riechen. Das kann dann ausreichen, dass sie das Essen nicht mögen. Wir tun uns also gut daran, dieses Gewürz oder diese Zutat zu vermeiden, wenn wir dem Kind ein für es schmackhaftes Essen auftischen wollen. Denn die inneren Sensoren laufen hier und können und sollen nicht aufgehalten werden, sie dienen garantiert einem Zweck, sonst wären sie nicht da!

Es fällt Dir schwer, das Thema Essen loszulassen

Wenn das so ist, dann kann ich Dir nur raten, dass Du mal genauer hin schaust. Hier ist bestimmt etwas zu diesem Thema in Deiner Geschichte, in Deinem Rucksack. Wie war das bei Dir zu Hause in Deiner Kindheit? Hast Du Dir geschworen, etwas NIE zu tun wie Deine Eltern in diesem Thema? War die Anfangszeit mit stillen oder Schoppen geben irgendwie belastet und ist da vielleicht ein Satz wie „ich kann mein Kind nicht ernähren“ entstanden? Gab es ein Thema ums Essen mit einem Deiner Geschwister? Mit einem Deiner Eltern? Wenn Du beim Thema Essen immer wieder an eigene Grenzen oder Ängste stösst, dann möchte ich Dich dazu animieren, hin zu schauen. Es hat mit ziemlicher Sicherheit nichts mit Deinem Kind zu tun, sondern mit Deinem eigenen Rucksack. Vielleicht darfst Du hier etwas in Auflösung, in Heilung bringen? Es aus Deinem Feld heraus lösen, so dass Du die Thematik nicht auf Dein Kind übertragen brauchst?

„Es kann auch alles ganz Anders sein“ (Zitat von Alfred Adler)

Ich liebe dieses Zitat, denn es schliesst alle Ratschläge, alles Dogmatische aus! Du kennst Dich, Deine Familie und Dein Kind am Besten! KEINE Fachperson, Coach oder Beratung weiss es besser als Du selbst. Spüre in Dich hinein, entscheide, was sich richtig und gut anfühlt oder auch falsch anfühlt. Dies ist nur ein Buffet, quasi eine Auswahl an Möglichkeiten. Du entscheidest, ob etwas davon gut für Dich ist, ob Du etwas davon ausprobieren möchtest.

Du hast noch andere wichtige Wissens- oder Erfahrungsinputs für uns? Dann leg los, hau in die Tasten und schreib Deinen Kommentar, ich freue mich drauf.

Herzliche Grüsse

Céline

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