Keine Zeit für Auszeiten!

Du bist Mami von kleinen Kindern und für Auszeiten ist keine Zeit?

Das verstehe ich gut. Denn Alle wollen etwas von Dir, es gibt tausend Dinge zu tun und Dein Tag hat nur 24 Stunden…

erstens sind da die Kinder: Sie brauchen Dich. Ständig, immer, überall. Sie scheinen unersättlich und dauernd braucht einer irgend etwas von Dir. Du gibst und gibst und fühlst Dich manchmal einfach völlig ausgesaugt und ausgelaugt.

zweitens ist da der Haushalt: Er soll möglichst so aussehen, wie er auch vor den Kindern schon aussah. Es soll ordentlich sein, sauber, gepflegt, aufgeräumt. Schliesslich hast Du Dich früher so wohl gefühlt und Du wünschst Dir auch heute so einen schönes Daheim. Du setzt also alles daran, dass Du Dir diesen Wohlfühlfaktor behalten kannst. Und wahrscheinlich ist da auch noch der Faktor, was andere Leute, Besucher, von Dir denken könnten, wenn es nicht so schön aufgeräumt und sauber aussieht. Vielleicht denken sie, Du bist ein kleines Schweinchen? Vielleicht denken sie, dass Du versagst und nicht alles auf die Reihe kriegst?

drittens ist da der Mann: Du übernimmst alle Arbeiten Zuhause, schliesslich ist das ja irgendwie Dein Job als Mutter. Er verdient das Hauptgeld für die Familie und Du schaust dafür, dass in Eurem schönen Daheim alles rund läuft. Er muss ja täglich ausser Haus zur Arbeit und fit sein, also übernimmst Du die Nächte mit den Kindern. Du bist mehr Zuhause, also gehören die Nächte mit den Kindern in Deinen Aufgabenbereich.

viertens sind da die sozialen Kontakte: Diese möchten eingeladen werden, sie möchten Dich einladen, Du denkst an ihre Geburtstage, meldest Dich regelmässig, bist für sie da und hast ein offenes Ohr, und, und, und.

fünftens sind da die Kinderkontakte: Auch diesen wirst Du gerecht. Deine schon grösseren Kinder möchten abmachen, Du machst alles in Deiner Macht stehende möglich, um diese zu ermöglichen. Du machst Smalltalk mit Müttern, mit denen Du früher nicht freiwillig 2 Minuten gesprochen hättest. Wieso? Weil es die Mutter eines Freundes Deines Sohnes ist. Du besorgst Geschenke für die Kindergeburtstage, an denen Dein Kind eingeladen ist und Du betreust regelmässig andere Kinder bei Dir zu Hause, egal ob es Dir Freude bereitet oder nicht.

sechstens sind da die Organisationen: Kindergarten, Schule, Krabbelgruppe, Fussballverein, Tanzkurs – es stehen unzählige Termine an, welche ALLE eingehalten werden wollen. Auch wünschen alle Organisationen hier und da Deine Hilfe. Du backst also hier einen Kuchen, organisierst dort einen Anlass mit und vieles mehr.

… siebtens ist da noch Dein Job ausser Haus: Stimmt, Du arbeitest ja auch noch Teilzeit ausser Haus. Auch hier sind Ansprüche da. Du möchtest gute Arbeit abliefern, präsent sein und nicht schon wieder wegen kranker Kinder fehlen.

Und nun höre ich auf mit der Aufzählung, aber es gibt natürlich noch viele Anspruchsgruppen mehr, wie zum Beispiel die eigenen Eltern und Geschwister, die Schwiegereltern und so viele andere Dinge, die zu Deinem Leben gehören.

Und wo, in all diesen To Do’s solltest Du bitte schön die Zeit finden für Auszeiten?

Merkst Du was? Wenn Du diese Liste da oben durch liest, dann ist das alles gar nicht zu schaffen, es ist nicht möglich, das alles unter einen Hut zu kriegen, von Auszeiten reden wir hier noch gar nicht. Dein Tag hat 24ig Stunden und Du kannst nicht nonstop arbeiten und für alle da sein, sonst läufst Du geradewegs in Erschöpfungszustände hinein. Vielleicht nicht heute, denn unser Körper kann ziemlich lange Höchstleistungen erbringen. Aber Du weisst, Familie ist kein Kurzsprint, es ist ein Marathonlauf. Also teile Deine Kräfte ein.

Frage Dich, was Dir das Wichtigste ist, was Dein oberstes Ziel ist!

Ist es der Job ausser Haus? – Dann fokussiere Dich darauf. Organisiere Dich gut mit Nanny, Kita oder was auch immer. Schaffe Dir ein Netzwerk von tollen Menschen, die sich wunderbar um Deine Kinder kümmern, so dass sie nicht zu kurz dabei kommen und liebende Menschen um sich haben dürfen. Denn Du hast sie in die Welt gesetzt und Du bist dafür verantwortlich, dass sie die Liebe, Betreuung und gute Vorbilder bekommen, die sie für ihr Wachstum und ihre gesunde Entwicklung brauchen.

Aber lass mich raten: Dein wichtigstes Ziel ist es viel eher, dass Deine Kinder glückliche, gesunde, selbstbestimmte, selbstbewusste, empathische und erfolgreiche Erwachsene werden? Damit bist Du nicht alleine, genau dieses Ziel verfolgen die meisten Eltern, genau das wünschen wir für unsere Kinder.

Damit Du Dein Ziel erreichst, brauchen Deine Kinder von Dir

CONTAINING. Das ist ein Fachbegriff und in die Alltagssprache übersetzt heisst es quasi, dass wir für unsere Kinder da sind. Wir begleiten sie in ihren Entwicklungsschritten und Gefühlen, ohne ihnen diese abzunehmen. Wir sind da, halten, gleichen aus und schenken ganz viel Liebe, Wärme, Geborgenheit und Zugehörigkeit. Wir bieten ihnen Möglichkeiten um zu lernen und sich zu entwickeln. Mein Einzelcoachee Katharina Johner (http://www.johnergmbh.ch/kontakt/) hat dazu mal eine wundervolle Metapher gebraucht: Wir sind wie eine Amphore, die Arme breit ausgestreckt halten wir alles, was kommt.

Ganz ehrlich: Ich finde das ein Wahnsinns Job. Ich finde das eine unsagbar anspruchsvolle Aufgabe. Denn dieser Job fordert einfach Alles von Dir ein. Er bringt Dich an nie geahnte Grenzen. Er bringt Dich an persönliche Ängste, von denen Du nicht wusstest, dass sie existieren. Er bringt Dich an eine Liebe, die tiefer ist, als Du sie je gekannt hast. Du kannst diesen Job halbherzig machen, flüchten oder Dich ihm voll und ganz stellen. Und Du bist bestimmt letzterer Typ Mutter, denn sonst würdest Du diesen Text nicht lesen. Bitte, stelle Dein Licht nicht unter den „Scheffel“. Du machst einen wunderbaren, kräftezehrenden und wichtigen Job! Du kümmerst Dich durch die Begleitung Deiner Kinder um unser aller Zukunft! Wenn das mal nicht eine Aufgabe ist, die Wertschätzung und Respekt verdient hat, dann weiss ich auch nicht. Also gib dieser Aufgabe bitte auch gaaanz viel Respekt und Hochachtung!

Kannst Du das, wenn Dein Tank leer ist?

NEIN! Du kannst das nicht, wenn Dein Tank leer ist, da gibt es überhaupt gar kein Wenn und Aber! Ein Auto fährt auch nicht, wenn sein Benzintank leer ist, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, das ist einfach eine Tatsache! Akzeptiere sie! Sobald Du diese Tatsache akzeptiert hast, kannst Du Dir überlegen, was Du brauchst um Deinen Tank zu füllen. Für alle braucht es das Gleiche. Du füllst Deinen Tank mit AUSZEITEN!

Was sind AUSZEITEN?

Auszeiten sind Momente, in denen Du genau das tust, was Du brauchst um Deinen Tank zu füllen. Wie Deine Auszeiten aussehen sollen, das weisst Du alleine am allerbesten. Brauchst Du einen Kinobesuch mit Freundinnen? Ein Abendessen mit Freundinnen im Restaurant? Eine Bike-Tour auf einen Hügel alleine mit Deinem Mann? Ein heisses Bad für Dich alleine? Eine Meditation? Ein spannendes Buch? Eine Joggingrunde? Zeit um Dich um Deinen Körper zu kümmern und Deine Beine zu enthaaren oder Deine Nägel zu streichen? Eine Shopping-Tour? Einen Familienausflug?

Egal was, es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt nur Dein Bedürfnis und das, was Dir gut tut. Die AUSZEITEN, welche Deinen Tank auffüllen, Dir Kraft geben, Dich in Deine Mitte bringen.

Setze Prioritäten

Alles von der obersten Liste geht nicht, ohne, dass wir irgendwann in Erschöpfungszustände geraten. Deshalb darfst Du Prioritäten setzen. Wie Du das machst?

Zuerst überlegst Du Dir, was Deine Ziele sind. Was ist Dir wirklich wichtig? Dann überlegst Du Dir, was es dazu braucht. Und danach setzt Du dann die Prioritäten. Wahrscheinlich wirst Du feststellen, dass Du zuviel Zeit und Priorität auf Dinge setzt, die für Dein Leben gar nicht wichtig sind. Sondern Du tust dies nur, um Anderen zu gefallen, um nicht anzuecken. Ist es vielleicht Zeit, hierfür neue Wege zu gehen? Denn wenn Du den Mut hast, Deinen eigenen Weg zu gehen, anzuecken, dann wirst Du mehr in Deine Kraft finden und in Deinem Job als Mutter zufriedener sein. Davon bin ich überzeugt. Und überlege Dir auch, ob Du Arbeiten outsourcen kannst. Vielleicht bringt es Dir mehr, wenn Du entspannter und zufriedener bist und dafür Dein Geldbeutel etwas leerer? Bestimmt. Oder vielleicht kann Dein Partner besser mit Schlafmangel umgehen als Du und er übernimmt öfters die Nächte mit dem Kleinkind? Vielleicht dürfen die Kinder mal ein Wochenende zu den Grosseltern oder zum Gotti so dass Du und Dein Mann mal wieder Zeit gemeinsam geniessen könnt und durchschlafen könnt?

Egal was es braucht. Steig aus dem Hamsterrad aus.

Du bist eine Powerfrau und eine engagierte und fantastische Mutter! Das zweifelt KEINER an, ausser Dir selbst! Du brauchst hierfür niemandem etwas zu beweisen. Habe kein schlechtes Gewissen, wenn Du Dir AUSZEITEN nimmst. Du bist dadurch nicht auf dem Ego-Trip. Nein, Du übernimmst für Dich die Verantwortung und Du schaust Dir damit gut. Warum? Damit Du die Amphore sein kannst, die Deine Familie so dringend braucht! Damit Du diesen anspruchsvollen und wundervollen Job machen kannst und damit Du ihn gut machen kannst! Damit Du innerlich reich gefüllt und entspannt bist und Du ganz viel LIEBE, ZUVERSICHT UND GEDULD verschenken kannst. Damit Du Deinen Kindern ein Vorbild bist. Ein Vorbild darin, wie sie für sich selbst gut sorgen können, wie sie für sich selbst die Verantwortung übernehmen, ohne dauernd allen Anderen gefallen wollen zu müssen. Wir müssen nur uns selbst gefallen und vor uns selbst gerade stehen können!

Nimmst Du Dir schon Auszeiten mit einem guten Gewissen? Wenn nicht, was ist Dein Plan? Wo kannst Du kürzer treten um Dir diese Auszeiten geben zu können?

Herzliche Grüsse

Céline

Ps: Du hast Lust Dich mit anderen Müttern auszutauschen und dabei von Sandra und mir begleitet werden? Dann komm in die Facebook Gruppe Mit Kindern wachsen (https://www.facebook.com/groups/MitKindernwachsen/?ref=bookmarks) oder an einen Eltern-Treff von mir (https://elternkind.ch/wp-content/uploads/2017/05/Plakat_Elterntreff_Elternkind.ch_Dienstagabend.pdf). Für mich sind z.B. meine Supervisions-Gruppen eine AUSZEIT für mich. Ich finde dort Verständnis, Unterstützung und Lösungsansätze für meine Themen. Genau das, darfst auch Du Dir gönnen, sofern es Dir gut tut!

2 Kommentare
  1. Silke van Beuningen sagte:

    Liebe Céline,
    vielen Dank für den übersichtlichen Beitrag. Fokussieren ist sehr wichtig. Nicht nur, wenn man Mutter ist und die Kinder noch klein sind. Immer öfter kommen ja auch noch andere Lebenssitutationen dazu. Deine Tipps stimmen auch dann noch, wenn die Eltern oder der Partner ernsthaft krank sind. Sehr gut!
    Prioriäteten setzen, fokussieren, Auszeiten nehmen.
    Viele Grüße
    Silke van Beuningen

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.