Mama krank – Sturm zieht auf
Es war einmal…
… eine Frau, die war selten krank. Und wenn es sie dann erwischt hatte, dann fand sie das mühsam. Sie hat sich darüber geärgert, dass sie jetzt bei der Arbeit fehlt, dass sie ihre Termine absagen muss, dass sie danach das liegen Gebliebene wieder aufholen muss und sie sich so elend fühlt. Irgendwie genoss die Frau es aber auch, von ihrem Partner etwas extra Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie wurde dann nämlich so liebevoll umsorgt. Ein sanftes Streicheln, liebevolle und mitfühlende Worte, eine warme Tasse Tee, sie konnte X-Stunden gedankenverloren rumliegen und viel schlafen, irgendwelchen Müll im TV schauen und einfach mal der Welt den Rücken kehren für ein paar Stunden. Was auch immer. Fakt ist, sie konnte sich einfach nur auf sich konzentrieren und ihre kleine Welt kümmerte sich ausgiebig um sie.
Ja, das war einmal. Denn heute ist diese Frau Mutter von kleinen Kindern und das krank sein erreicht ungeahnte Dimensionen. Es gleicht einem Sturm der aufzieht.
Genau wie früher ärgert sie sich darüber, dass sie ihre Termine absagen muss, denn sie weiss, wie schwierig sie die Termine in ihrem Alltag alle eingeplant und geregelt bekommen hatte. Es sind vorallem nicht nur ihre Termine, es sind je nachdem die kompletten Familientermine, also ein Vielfaches mehr.
Es ist ihr unangenehm, ihrem Arbeitsplatz fern zu bleiben. Denn dort hat sie ja erst vor Kurzem gefehlt, weil die Kinder krank waren. Und jetzt glänzt sie schon wieder mit Abwesenheit. Auch weiss sie, dass sie die dort liegen gebliebene Arbeit irgendwann auf schaffen muss. Die Frage ist nur wann, denn in ihrem Teilzeitjob ist die Zeit sowieso schon immer zu knapp.
Und es ist ja nicht nur die Arbeit auswärts, auch die Arbeit zu Hause liegt jetzt brach und darf irgendwann nachgeholt werden. Putzen, Einkaufen, Waschen – so einiges türmt sich auch Zuhause auf.
Soweit so gut, dann sind jetzt hier aber noch ihre Kinder. Die sind zum Glück schon etwas grösser und können viel selbständig machen. Nicht auszudenken, wenn jetzt noch ein Baby und ein Kleinkind da wären, die eine rund um die Uhr nonstop Betreuung benötigen. Ihre Kinder sind zum Glück schon im Vorschulalter. Trotzdem brauchen auch die so einiges. Sie möchten etwas zum Frühstück essen, sie möchten Kleider zum anziehen oder brauchen Hilfe beim Anziehen, sie möchten die Zähne geputzt bekommen und auch einfach den Popo nach der Toilette abgewischt haben. Sie möchten pünktlich in den Kindergarten kommen, in die Spielgruppe gebracht und auch wieder abgeholt werden, sie möchten etwas zu Mittag essen, sie wollen und können nicht nonstop alleine spielen und, und, und.
Spürt Ihr die Dimensionen, die so eine Grippe oder andere Krankheit, die einen ins Bett legt mit sich bringt? Diese Frau wäre schon zufrieden, wenn sie sich ihren Tee selbst kochen kann und sich niemand um sie kümmert. Hauptsache, sie muss sich nicht auch noch um alle und alles andere kümmern. Denn wie soll sie das schaffen, wenn sie aus gesundheitlichen Gründen kaum in der Lage ist, sich um sich selbst zu kümmern? Ich sags Euch: Gar nicht!
Da hilft nur eines,
sich selbst gut Acht geben und das komplette Netz aktivieren. Kann Papa einen oder zwei Tage von Zuhause aus arbeiten oder frei machen? Können die Grosseltern für 1-2 Tage die Kinderbetreuung übernehmen? Können Freundinnen oder Nachbarinnen die Kinder mal zum Spielen oder Mittagessen einladen? Können die Kinder einen Extra-Tag in die Krippe gebracht werden? Kann eine Kollegin die Kinder in die Spielgruppe bringen und dort abholen?
Du möchtest keine Hilfe in Anspruch nehmen?
Du kriegst das schon alles irgendwie alleine geregelt? Du kommst Dir wie ein Looser vor, wenn Du andere um ihre Hilfe bittest? Eine starke Frau kriegt das schon alles irgendwie geregelt? Ja vielleicht. Vielleicht liest Du Dir die ungeahnten Dimensionen auch nochmals durch und fragst Dich, ob das wirklich alles alleine zu schaffen ist? Und falls ja, was und wie hoch ist der Preis, den Du dafür bezahlst, dass Du alles alleine schaffst? Denk mal darüber nach…
Ich war die letzten Tage in so ziemlich der oben beschriebenen Situation. Dazu kommt, dass wir bereits 2 von 3 Januarwochen mit den wilden Blattern zu Hause verbracht hatten und damit schon den ganzen Januar im Ausnahmezustand verbringen :-). Und wisst Ihr, was mich in diesen Wochen unglaublich berührt hat? Mein Mann, meine Schwiegereltern und unzählige Mütter aus Killwangen boten uns ihre aufrichtige Hilfe an. Sätze wie „Soll ich Dir etwas vom Einkaufen mitbringen? Brauchst Du was?“, „Wir haben keine Angst vor Ansteckung der Blattern und freuen uns über einen Kaffee mit Euch“, „Bring mir doch die Kinder zum Spielen vorbei.“, „Deine Kinder können gerne bei uns Essen“, und viele Sätze mehr, haben mich die letzten Wochen erreicht. Und genau diese Angebote sind in solchen Zeiten so wertvoll, einfach unbezahlbar. Ich wusste, ich bin nicht alleine und ich nahm einige Hilfen dankend an. Diese Hilfeleistungen gaben mir Ruhe und Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Was für ein Segen, was für ein Geschenk, von solch einem tollen Netz aus liebevollen Familienmitgliedern und Müttern getragen und umgeben zu sein!
Genau deshalb schreibe ich diesen Blog Beitrag!
Liebe Mamis, es ist wahr, es ist noch viel aufwendiger und anstrengender krank zu sein, als es dies früher war, bevor Ihr Mütter wart. Aber entdeckt auch das Geschenk, das Euch von allen Seiten zugetragen wird. Nehmt es dankend an, denn manchmal brauchen wir Hilfe. Ihr müsst nicht alles alleine schaffen, niemand wird Euch dies danken. Das ist nur irgend ein doofer, viel zu hoher Anspruch, den ihr an Euch selbst habt. Werft ihn über Bord und geniesst dieses unglaubliche Netz aus liebevollen Menschen. Und schliesst Euch ihm an und gebt es in irgend einer Form zurück, irgendwo, irgendwem, irgendwann. Individualismus ist ja schön und gut, aber er hat auch einen unglaublich hohen Preis. Wir müssen nämlich alles alleine stemmen. Je länger ich Mutter bin, umso mehr bin ich davon überzeugt, dass die Grossfamilien von früher eigentlich ein Segen waren, um Kinder gross zu ziehen. Und wenn es diese Grossfamilien heute so nicht mehr gibt, dann ist es vielleicht an der Zeit für ein kleines Mütterdorf. Also bei mir ist es schon da, ich sehe dieses Dorf einfach erst seit Kurzem. Wo ist Dein Mütterdorf? Hast Du es schon gefunden? Es gibt Keins? Schade, aber dann gilt es keine Zeit zu verlieren, Du kannst heute eines beginnen. Viel Spass dabei.
Alleine sind wir gut. Gemeinsam sind wir besser!
Herzliche Grüsse
Céline
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