Mit den Fingern essen…
Meine kleine Tochter wird bald 4 Jahre alt und sie ist immernoch sehr gerne und viel mit den Fingern. Klar gibt sie sich auch ganz oft viel Mühe und isst mit der Gabel. Ich sehe ihr dann aber förmlich an, wieviel Anstrengung sie dieses Unterfangen benötigt. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass das von Zeit zu Zeit ein Thema bei uns am Familientisch ist.
Denn eine Stimme in meinem Inneren sagt mir: „Sie sollte es schon mehr üben, mit der Gabel zu essen, sonst wird das nie was“.
Meine pädagogische Stimme sagt mir: „Jedes Kind möchte sich entwickeln und lernen. Lass los und habe Vertrauen“.
Meine Stimme des Herzens sagt mir: „Die Pflanze wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst. Schau nur, wieviel Freude ihr das Essen bereitet. Wen interessiert schon das Besteck?“
Trotzdem frage ich mich manchmal, weshalb unserer grossen Tochter dieses Essen mit Besteck schon viel früher, viel leichter gefallen ist? Nun habe ich von Baby auf bei unserer Kleinen folgende Beobachtungen gemacht:
Meine Kleine erlebt ALLES gern mit ihren Händen. Trägt jemand einen Schal oder einen flauschigen Pulli, MUSS sie diesen anfassen. Im Einkaufsladen MUSS sie die Dinge ganz unbedingt berühren. Wenn jemand lacht oder spricht, dann MUSS sie manchmal dessen Hals berühren (wohl weil es dort so schön vibriert). Geschichten hören ab CD findet sie meistens langweilig. Bilderbücher mit Berühren und Bewegungsspiel drin sind die Top Renner der Bücher. Auch Blumen MÜSSEN unbedingt berührt werden. Tägliches Kuscheln – viel, sehr viel – ist notwendig.
Ich bin keine Heilpädagogin, aber ich habe von einer Heilpädagogin gelernt, dass es verschiedene Lerntypen gibt. Den Auditiven (hier ist das Gehörte speziell wichtig), den Visuellen (hier ist das Gesehene wichtig) und den Taktilen (hier ist das Fühlen, Spüren sehr wichtig). So, nun bin ich davon überzeugt, dass mein kleines Mädel der taktile Typ ist. Was mir diese Erkenntnis bringt? Ich werde mich später in der Schulzeit auf Lernmethoden mit ihr konzentrieren können, die den taktilen Typ berücksichtigen.
Und warum ich Euch das erzähle? Solltet Ihr auch ein Kind haben, welches lange mit den Fingern isst, dann überlegt Euch doch mal, wie es sonst so mit dem Tastsinn durch die Welt geht… Könnte es der taktile Typ sein? Wenn ja, ist es dann richtig, dem Kind die eigene Form des Erlebens, des Lernens auszureden? Das ist ja wie wenn wir einen Linkshänder zum Rechtshänder umerziehen wollen, was absolut keinen Sinn macht. Aber wir können hinsehen, beobachten, verstehen und uns selber neu einstellen. Um dann unser Kind optimal mit seinen Veranlagungen und Begabungen begleiten zu können.
Viel Spass dabei.
Herzliche Grüsse
Céline
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