New Week: Das Familien-Liebeskonto
Inspiriert durch die Bücher „Die 5 Sprachen der Liebe“ von Gary Chapman und „Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder“ von Gary Chapman & Ross Campbell ist mir etwas aufgefallen. Es gibt nicht nur das persönliche Liebeskonto. Es gibt auch das Familien-Liebeskonto, das Gemeinschaftskonto. Werden die Kinder grösser, zu Schulkindern, und sind sie somit aus dem Kleinstkind Alter heraus gewachsen, können auch die Erwartungen von uns Eltern steigen. Früher war es klar, dass wir Eltern es sind, die in das Liebeskonto unserer Kinder einzahlen. Wir Eltern übernehmen für fast alles die volle Verantwortung. Wir kümmern uns um unsere Kinder. Wir helfen ihnen und unterstützen sie, wo wir können. Wir schenken viel Zärtlichkeit, viel Körperkontakt, viele Kuscheleinheiten. Wir schenken gemeinsame Zeit, spielen mit den Kindern, erzählen Bücher und haben gemeinsame Aktivitäten. Die Kinder dürfen uns im Haushalt bei unseren täglichen Arbeiten helfen und sich einbringen. Wir beschenken die Kinder auch mit schönen Spielsachen, Kleidern, unserer Zeit und anderen Herzenswünschen. Wir sehen sie, wir loben sie, wir ermutigen sie, wir schenken ihnen unsere Anerkennung.
Mit all den Dingen zahlen wir in ihr Liebeskonto ein und bedienen uns allen 5 Sprachen der Liebe (Aufzählung nach oben genannten Büchern):
- Lob & Anerkennung
- Zweisamkeit – Zeit nur für dich
- Geschenke, die von Herzen kommen
- Hilfsbereitschaft
- Zärtlichkeit
Was wir damit auch machen, wir sind Vorbild. Wie Pestalozzi so schön sagte
Erziehung ist Vorbild & Liebe & Liebe
Auch die Kinder schenken den Eltern ein riesig grosses Mass an bedingungsloser Liebe. Da sind all die Zärtlichkeiten, die Kuscheleinheiten. Die gemeinsamen Spielzeiten. Die Hilfsbereitschaft im Haushalt. Sie helfen bei so vielen Dingen so gerne mit. Sie sagen uns, wie lieb sie uns haben. Dass wir die beste Mama und der beste Papa sind. Sie schenken uns Zeichnungen und sonst kreative Arbeiten. Sie sind bei allen gemeinsamen Aktivitäten mit dabei. Sie erzählen uns von ihren Erlebnissen, wenn sie ohne die Eltern unterwegs sind (Spielgruppe, Kita, Kindergarten, Grossmutter etc.). Ja, die kleinen Kinder schenken ihren Eltern so viel Liebe. Schon alleine das Einbringen ihrer Seele ist ein Gewinn und eine Bereicherung für die ganze Familie.
Dann werden unsere Kinder grösser, sie kommen ins Schulalter. Nun kann es sein, dass wir weiterhin ganz viel in das Liebeskonto unserer Kinder und in das Familien-Liebeskonto einzahlen.
Dass aber unser Kind seinerseits seine Liebes-Beiträge minimiert.
Es möchte nicht mehr freiwillig im Haushalt mithelfen, denn es geht lieber eigenen Beschäftigungen nach. Es möchte nicht mehr die Aktivitäten der Eltern mitmachen, die ihm selbst keinen Spass bereiten. Es schenkt uns weniger Kuscheleinheiten und Zärtlichkeiten. Es möchte häufiger Zeit mit seinen Freunden und anderen Kindern verbringen. Es schenkt uns weniger von seiner bedingungslosen Liebe. Gleichzeitig steigen vielleicht die Forderungen an die Eltern. Die Kinder möchten, dass ihre Bedürfnisse und aber auch all ihre Wünsche erfüllt werden. Ständig. Sie leben nach dem Lustprinzip und voll im Moment. Schön, dass die Kinder diese Fähigkeit haben, voll im Moment zu leben und sie noch so genau wissen und spüren, was sie gerade möchten und was ihnen Freude macht. Und doch kann nun genau das auch zur grossen Herausforderung für die Eltern werden. Denn es ist auch die Aufgabe der Eltern, den Kindern Gemeinschaftsgefühl mitzugeben. Sie leben es ja schon vor, doch das scheint nun nicht mehr auszureichen. Und wenn das Kind nicht lernt, auch seinerseits in das Familien-Liebeskonto einzuzahlen, seinen Beitrag für die Gemeinschaft zu bringen, dann tun Eltern dem Kind meiner Meinung nach nichts Gutes. Dann werden Kinder zu Erwachsenen, die nur gelernt haben, dass Alles Immer nach ihrem Lustprinzip zu laufen hat. Dass sich die ganze Welt um ihre Wünsche (nicht Bedürfnisse, das ist ein Unterschied) zu drehen hat. Daraus kann nur eine Sammlung von Egomanen entstehen. Menschen, die keine Empathie Fähigkeit gelernt haben. Die somit nicht in der Lage sind zu verstehen, dass andere Menschen andere Bedürfnisse und Wünsche haben und eine Gemeinschaft nur friedlich zusammenleben kann, wenn wir auf und für einander schauen. Dann gibt es eine Generation von lauter Freiheits- und Einzelkämpfern, die lediglich ihr eigenes Wohl dabei im Auge haben. Seht Ihr das auch so?
Wir dürfen eine Balance finden!
Eine Balance, dass jeder Mensch seine Individualität leben darf. Dass jeder Mensch seine Freiheit leben darf und seinen Wünschen folgen darf. Wo diese jedoch auf Kosten der Mitmenschen gehen, da sind andere Grenzen überschritten, da wird in fremden Räumen rumgetrampelt. Da hört die Freiheit jedes Eigenen auf. Und Beziehungen und Zusammenleben sind nun mal NUR möglich, wenn wir uns auch anpassen können. Wenn wir uns selbst auch mal zurück nehmen können. Wenn wir nach Kompromissen oder gar Win-Win-Lösungen suchen. Auf Augenhöhe, versteht sich. Das sind Wege der gesunden Demokratie. Unsere Kinder können das noch nicht. Dafür fehlt ihnen der Weitblick, die Möglichkeit, Folgen abschätzen zu können. Das ist die Verantwortung der Erwachsenen! Das ist unsere momentane Lebensaufgabe, als Eltern.
Viele Eltern verfolgen genau diesen Grundsatz. Es ist ihnen wichtig, dass das Kind lernt, auch etwas für die Gemeinschaft zu tun. Dass es Gemeinschaftssinn entwickelt. Dass es seinen Teil in das Familien-Liebeskonto einzahlt. Nun kommt aber auch die Hilflosigkeit ins Spiel – Wie erreichen Eltern das, wenn das Kind nicht freiwillig mitmacht? Wenn es auf stur schaltet, bockt und partout nicht möchte?
Dann kommen folgende gängige Methoden ins Spiel:
- Das Kind soll mittels Zwang oder Manipulation ins Tun, Mitmachen kommen. Das gelingt oftmals sehr gut, indem Eltern das Kind bestrafen oder auch mit einem Belohnungs-Anreiz-System von Aussen arbeiten. Das Kind entscheidet sich dann oft für die Kooperation weil die Konsequenz des nicht Befolgens zu schmerzhaft erscheint. (Mehr zum Thema Zwang liest Du hier und hier)
- Die Erwachsenen machen ihrem Ärger (der die Hilflosigkeit überdeckt) Luft, indem sie das Kind beschimpfen, klein machen, erniedrigen oder sonst etwas.
- Die Erwachsenen verfolgen die Strategie „Wie Du mir, so ich Dir“. Machst Du nichts für mich, dann mache ich auch nichts für Dich. Oder dann bin ich nicht mehr Dein Freund. Dann entziehe ich Dir meine Liebe.
Natürlich gibt es noch andere gängige Methoden. Das ist nur eine kleine Aufzählung. Meine Frage an Dich ist aber: Erreichen Eltern mit diesen Methoden längerfristig das Ziel? Das Ziel ist ja, Gemeinschaftsgefühl zu fördern und die Individualität darin leben zu dürfen. Ins Familien-Liebeskonto einzuzahlen. Erreichen wir das z.B. mit Zwang oder Strafe? Nein, das tun wir nicht. Das sind Handlungen aus der Hilflosigkeit heraus, aus unserem eigenen Minderwert heraus, in den die Kinder Erwachsene in solchen Situationen unbewusst bringen. Dass hier jeder Erwachsene ab und zu mal rein fällt, das ist auch kein Staatsverbrechen. Schliesslich sind wir alle nur Menschen und wenn unsere Wunden Punkte allzu heftig gedrückt werden, dann können wir schon mal in solche Muster und Strategien fallen. Dann gilt es, dass Erwachsene sich selbst verzeihen. Sich selbst und ihrem Schmerz, ihrer Angst, ihrer Wut oder sonst einem Gefühl liebevoll begegnen. So, dass hier etwas im eigenen Inneren in Heilung kommen darf. Keiner drückt uns unsere wunden Punkte so sehr wie die eigenen Kinder. (Mehr dazu liest Du hier).
Was können Erwachse jedoch statt dessen tun?
Dies sollten Strategien und Methoden sein, die dem Erreichen des Ziels, dem Kind den Gemeinschaftssinn näher zu bringen, dienlich sind. Das könnten z.B. sein:
- Wir könnten den Familienrat einführen. An diesem werden all diese Dinge besprochen. Wer macht was im Haushalt? Welche Aktivitäten wollen wir gemeinsam unternehmen? Was für mögliche Lösungen gibt es für wiederkehrende „Brandherde“ in der Familie?
- Wir können unser unerfülltes Bedürfnis zur Sprache bringen, ohne Vorwürfe ans Gegenüber. Wir können gemeinsam Kompromisse oder Win-Win-Lösungen finden.
- Wir können Deals aushandeln, direkt im Affekt.
- Wir können dem Kind dann zurück melden, wenn es sich gemeinschaftlich verhalten hat. Wenn es mit seinem Tun in das Familien-Liebeskonto einzahlt. (Ermutigung – erwische mich, wenn ich gut bin).
- Wir können uns überlegen, was wir selbst tun können für uns, wenn das Kind nicht mitmacht. Gehen Eltern vielleicht mal Alleine an die frische Luft? Müssen die Kinder wirklich jedes Mal mit? Kann ich mein Bedürfnis anderweitig erfüllen? Habe ich vielleicht mich selbst zu oft zurück gestellt in den letzten Tagen und ich darf mir selbst wieder besser Sorge tragen? (Mama schau zu Dir…)
- Wir können überprüfen, ob unsere Ansprüche dem Alter und den Umständen angepasst sind oder ob wir die Messlatte zu hoch angesetzt haben. Ob unsere Wünsche vielleicht masslos sind in diesem Moment?
- Wir können überprüfen, ob das Liebeskonto unseres Kindes wirklich erfüllt ist. Ob wir genügend in seiner Liebessprache zu ihm sprechen.
- Wir können gemeinsam einen Ämtliplan für die Hausarbeiten erarbeiten und wöchentlich darf sich das Kind eine neue Aufgabe für die Mithilfe aussuchen.
Das und vieles mehr ist möglich. Hast Du weitere Möglichkeiten, die Du anwendest und die Dir gerade so spontan in den Sinn kommen? Dann ergänze in den Kommentaren hier im Blog, auf FB oder Insta. Wäre doch toll, wenn noch viele weitere Ideen zusammen kommen. Ich liebe diese Buffets an Ideen.
Wie wärs, wenn Du Dich in der nächsten Woche mal genau darauf achtest?
Wieviel dürfen Deine Kinder für die Gemeinschaft tun? Und wie geht es Dir, was denkst Du und wie handelst Du, wenn das Kind in Deiner Wahrnehmung gerade „nichts“ oder Zuwenig in das Familien-Liebes-Konto einzahlt?
Mach hier bitte einen Punkt. Lass nicht zu, dass ewige Streitereien, Diskussionen, Machtkämpfe, Ziehen und Zerren und die ganze Negativspirale Eure Familien-Atmosphäre langsam und stetig vergiftet. Halte Inne. Überprüfe Deine Gedanken. Und versuche neue Methoden aus. Dein morgen ist Dein morgen, es muss nicht das Gleiche wie heute sein. Du kannst Dich jederzeit neu entscheiden. Und wenn Du Lust hast Dich über diese Dinge auszutauschen, dann schau doch mal in meinem Angebot vorbei. Mit Kindern zu leben und an ihnen zu wachsen ist eine Aufgabe. Um diese gut bewältigen zu können, benötigt es hier und da mal eine Weiterbildung, ein Coaching, ein Austausch – so wie bei jedem anderen Job auch.
Und warum nicht einmal mit dem Kind dieses Thema, genau so, an den runden Tisch bringen?
Eine Zeichnung machen? (siehe Bild unten).
„Schau mein Kind. Das hier ist unsere Familiengemeinschaft. Wir alle schenken ganz viel Liebe (Herzen) jeden Tag in unsere Familie. Indem wir gemeinsam etwas unternehmen. Indem wir einander helfen. Indem wir uns zuhören. Indem wir uns trösten. Indem wir uns beschenken. Indem wir kuscheln usw. Das ist wundervoll, denn wie Du siehst, kommen immer mehr Liebe in unsere Familiengemeinschaft und es geht uns Allen gut. Wenn wir nun aber beginnen, nur Liebe herauszunehmen und keine mehr einzuzahlen, dann wird unsere Gemeinschaft immer leerer. Und was passiert dann?“
Irgendwie so in der Art können wir das mit unseren Kindern besprechen. Und anstatt alles vorzukauen und Lösungen zu präsentieren, können wir dann gemeinsam ins philosophieren, in den Austausch kommen.
„Was denkst Du? Was passiert, wenn alle einfach nur Herzen und Liebe heraus nehmen? Wie ist dann unsere Stimmung? Wer reagiert wie? Wie geht es uns? Und wie wäre es, wenn wir dann wieder viel Liebe in die Gemeinschaft schenken? Was könnte wer tun? Wie können wir Liebe und Herzen da in die Gemeinschaft schenken?“
Wenn wir mit unseren Kindern in den Austausch gehen, zusammen ins philosophieren kommen, dann komme ich persönlich so oft ins Staunen. Ich staune dann, wie viele wertvolle Ideen und Gedanken da sind. Wie wunderbar ihre Weltansicht ist. Wie viel ihre Seelen schon wissen und spüren. Und wir können gegenseitig von einander lernen.
Herzliche Grüsse
Céline
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